Unter einer dissoziativen Störung versteht man einen teilweisen oder völligen Verlust der Fähigkeit unseres Gehirns, Wahrnehmungen aus unterschiedlichsten Qualitäten zu einem normalen, umfänglichen Erleben zusammenzufügen. Diese gestörten integrativen Hirnfunktionen können zu Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, der Wahrnehmung der eigenen Person, des Körpers, der Umwelt und des eigenen Identitätserlebens führen.
Dissoziation wird als intrapsychische Möglichkeit verstanden, schwer erträgliche Belastungen auszuhalten. Diskutiert wird dabei, ob die Dissoziation eine primär defensive Strategie zur Abwehr zu starker Belastungen ist, oder ob sie sekundär als Folge der stressbedingt gestörten Informationsverarbeitung zu verstehen ist.
Dabei entsteht die Dissoziation als multifaktorielles Geschehen aus dem Zusammenspiel von zum großen Anteil genetischer Disposition, neurobiologischen und psychosozialen Faktoren. Häufig ist eine verstärkte Neigung zu Suggestibilität, psychischer Absorption und Fantasie zu beobachten. Außerdem wird sie häufig als Symptom bei der Alexithymie, d.h. der Unfähigkeit, die eigenen Gefühle zu erkennen, beobachtet. Ein insgesamt schlechter Allgemeinzustand, Schlafmangel oder Schlafstörungen sowie eine zu kleine Trinkmenge begünstigen die Manifestation der Symptomatik. Die Häufigkeit einer solchen dissoziativen Störung in der Allgemeinbevölkerung liegt zwischen 2 und 5% und verteilt sich unterschiedlich auf die einzelnen Störungsbilder.