Depressionen im Jugendalter

Schluss mit Selbstoptimierung, Perfektion und Leistungsdruck

Ein bisschen down ist jeder einmal. Auch hormonell bedingte Stimmungsschwankungen gehören für Jugendliche und ihre Eltern zum Alltag. Anhaltende und für Außenstehende nicht nachvollziehbare Veränderungen des Verhaltens und der Persönlichkeit können bei Heranwachsenden auch auf eine tieferliegende psychische Erkrankung wie Depressionen hinweisen. Depressionen im Jugendalter gehören in verschiedenen Schweregraden zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Erkannt werden sie nicht immer, weshalb ein wachsames Auge der Eltern und Freunde wichtig ist, um psychische Veränderungen festzustellen.

Depressionen bei Jugendlichen – von leichter Verstimmung bis zum schweren Verlauf

Depressionen bei Jugendlichen haben viele Ursachen und ebenso viele verschiedene Schweregrade: Sie reichen von sogenannter depressiver Verstimmung bis hin zu schweren Krankheitsausprägungen. Der deutschen Depressionshilfe zufolge sind etwa drei bis zehn Prozent aller Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren betroffen. Wird die Erkrankung nicht richtig behandelt, erhöht sich das Rückfallrisiko bei rund 80 Prozent der Jugendlichen – die Chronifizierung im Erwachsenenalter kann die Folge sein.

Depressive Teenager: Welche Symptome gibt es?

Häufig ist eine Verbindung biologischer, psychischer und sozialer Komponenten Ursprung der Depression. Auf folgende Symptome sollten Eltern und Freunde achten. Sie deuten, wenn sie über einen längeren Zeitraum hin bestehen bleiben, auf eine Depression im Jugendalter hin:

  • Erhöhte Reizbarkeit und Aggression
  • Rückzug und soziale Isolation
  • Leistungseinbrüche in der Schule

Der Weg zu sich selbst – Erwachsenwerden ist Veränderung

Das Erwachsenwerden ist für junge Menschen auf allen Ebenen eine Herausforderung, die mit vielen Veränderungen des eigenen Körpers und Umfelds verbunden ist: Leistungsdruck in der Schule, die große Frage, welcher Beruf es später werden soll und auch der Freundeskreis muss online und im realen Leben zufriedengestellt werden. Wachsende, vielfältige Anforderungen, die gleichzeitige hormonelle Achterbahn der Pubertät und dann unter Umständen noch ein Schicksalsschlag wie eine Scheidung oder der Verlust eines Elternteils, schwere Krankheit oder angetane Gewalt: all das bietet der jugendlichen Psyche einen sehr fruchtbaren Boden für das Entstehen einer Depression.

„Junge Menschen stehen unter Druck, permanent erreichbar zu sein und online zu reagieren. Bloß keinen Trend verpassen oder Post (Social-Media-Beitrag) unkommentiert lassen. Auch die Lebensentwürfe, die Influencer als erstrebenswert ‚vorleben‘, haben mit den realen Voraussetzungen oft nicht viel zu tun. So entstehen Wünsche und Erwartungen an das eigene Leben, die real leider kaum erreichbar sind. Das birgt großes Frustrationspotenzial, hier zu scheitern und einen anderen Weg finden zu müssen“, beschreibt Dr. Alexandra Jost, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in der BetaGenese Klinik in Bonn die Arbeit mit jugendlichen Patienten.

Medienkonsum & Psyche – die indirekte Macht der Influencer

Instagram, TikTok, Facebook & Co. spielen für Jugendliche eine große Rolle. Dass der Konsum von sozialen Medien auch krank machen kann, weiß Dr. Alexandra Jost nur zu gut aus dem Therapiealltag: „Kürzlich belegte eine Studie, dass die Inhalte, die sie in den sozialen Medien anschauen, gerade jungen Mädchen stark beeinflussen. Sie sehen die schönen bearbeiteten Fotos und den Lifestyle ihrer Influencer-Vorbilder und vergleichen sie mit dem eigenen Leben. Dabei schneiden sie häufig schlechter ab. Sie merken, dass das dortige Schönheitsideal für sie nicht erreichbar ist und entwickeln daraus unter Umständen Selbstwertproblematiken und depressiven Symptomen.“

Depressionen im Jugendalter behandeln

Jugendliche mit Depressionen lernen bei Dr. Jost auf ihre eigenen Bedürfnisse – fernab der Medienwelt – zu hören.

Der Einfluss der sozialen Medien auf Jugendliche ist weitgefächert. Die perfekte Insta-Welt nutzen einige auch als idealisierten und willkommenen Rückzugsort, an dem sie nahezu die völlige Kontrolle darüber haben, wie sie wahrgenommen werden. „Die richtige und online durch die Community angenommene und positiv bewertete Selbstdarstellung hat heute einen hohen Stellenwert für junge Menschen.“ Die damit einhergehende Abhängigkeit vom „perfekten Post“ und den Kommentaren der hoffentlich zahlreichen, positiv gestimmten Follower ist eine von vielen Social-Media-Begleiterscheinungen.

Depressionen im Jugendalter behandeln: Schluss mit Selbstoptimierung und Perfektion

In der Therapie lernen die jugendlichen Patienten mit Dr. Jost ihre eigenen realen Bedürfnisse kennen. Ungeachtet der perfekten Insta-Welt, mit den schönen Bildern an den exotischsten Orten, ist es für die Therapeutin wichtig, dass Jugendliche mit Depressionen zu sich selbst finden. „Wer bin wirklich ich? Was ist mir wichtig im Leben, an Freundschaften und innerhalb der Familie? Solchen Fragen gehen wir nach und relativieren den Schein der Social-Media-Welt ein Stück weit. Der Fokus liegt auf dem eigenen Selbst und nicht der angepassten Persönlichkeit, die online oder auch vom Umfeld erwartet wird.“ So bauen Patient und Therapeut sukzessive Selbstzweifel ab und identifizieren und behandeln die vielfältigen Ursachen der Depressionen im therapeutischen Einzel- und Gruppensetting.

Sie haben Fragen zu Depressionen bei Jugendlichen oder brauchen Hilfe? Kontaktieren Sie uns gerne telefonisch unter 0228-909075-500, oder nutzen Sie einfach unser Kontaktformular.

Titelbild: Amanda Vick auf unsplash.