ZWISCHEN LIEBE UND ANGST: Warum Opfer gewalttätiger Partner oft bleiben

Hinter der Fassade: Gefangen im Alptraum

Bedrängt, geschlagen, eingeschüchtert – welcher verflixte Grund hält eine Person in dieser beklemmenden Situation? In einer Welt, die nach Selbstbestimmung strebt, ploppt diese Frage immer wieder hartnäckig auf. In der BetaGenese begegnen wir häufig diesem grausigen Dilemma, in dem Opfer verharren, obwohl die rote Linie längst überschritten ist. Der Blick auf einen konkreten Fall verdeutlicht das schier Unfassbare.

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Eine Patientin packt aus

Carina S.: Sie schaut sich auffällig oft um. Schnell checkt sie jeden Winkel auf lauernde Gefahr. Ungewohnte Geräusche und rasche Bewegungen lassen ihren Stresspegel schlagartig steigen. In psychotherapeutischen Einzel-Gesprächen offenbart die 35-jährige Stadtbeamtin ihre komplexe Lebensgeschichte, geprägt von langwährender schwerer Gewalt in der Partnerschaft. Trotz sichtbarer physischer und emotionaler Schäden bleibt sie beharrlich bei ihrem gewalttätigen Partner. In den Therapiesitzungen zeigt sich, dass Selbstwertmangel und Angst vor Alleinsein sie an dieser schädlichen Beziehung festhalten lassen. Carina S. reflektiert ihre Entscheidung mit den Worten: „Die Gewalt ist schrecklich und entwürdigend, aber irgendwie glaube ich, dass ich es so verdient habe.“ Die therapeutische Arbeit fokussiert sich auf die Verbesserung ihrer Selbstwahrnehmung und das Herausfordern ihrer tief verankerten Überzeugungen. Durch verschiedene psychotherapeutische Ansätze erkennt die junge Patientin ihre eigenen Bedürfnisse und innere Stärke. Die Fachärzte unterstützten auch rechtliche Schritte und die Sicherung eines gefahrlosen Umfelds für Carina S.

Carsten Albrecht, Chefarzt der BetaGenese mit DBT-Expertise bei komplexer PTBS:

„Die Therapie sollte sich nicht nur auf Risikoerkennung, sondern auf identifizierte Risikofaktoren wie bindungsbezogene Ängste konzentrieren. Dies kann durch positive Bindungserfahrungen in der Therapie sowie kognitive Methoden gefördert werden. Studien zeigen, dass ein unsicherer Bindungsstil veränderbar ist. Während wiederholtem Missbrauch erlebten Betroffene Ohnmacht und Unwirksamkeit, was Selbstwirksamkeitsüberzeugungen beeinträchtigte. Daher ist es wichtig, diese Überzeugungen in der Therapie zu bearbeiten und Selbstfürsorge zu fördern.“

Grundlegende Aspekte

Gewalt kann grundsätzlich in jeder Beziehung auftreten, unabhängig von Alter, sozialer Schicht oder sexueller Orientierung. Entsprechend einer Studie des BMI (Bundesministerium des Innern und für Heimat) sind in Deutschland etwa 3,8% der Frauen und 1,3% der Männer während ihre Lebens Opfer von physischer und sexueller Gewalt in Partnerschaften. Die tatsächlichen Zahlen für allgemeine Gewalterfahrungen liegen jedoch höher, da die Erfassung von psychischer Gewalt erschwert ist. Gesetzlich sind körperliche, sexuelle und bestimmte Formen psychischer Gewalt untersagt, was die Grundlage für die Einleitung von Strafverfahren durch die Polizei bildet.

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Die Fassetten der Gewalt

  • Körperliche Manifestation der Gewalt:
    Diese Erscheinungsform wird für die Betroffenen in der Regel physisch evident. Durch raues Anfassen, Stöße, Schläge, Würgen oder Attacken mit Objekten resultieren sichtbare Verletzungen wie blaue Flecken, Wunden, Verbrennungen oder sogar Frakturen. Im schlimmsten Fall können auch innere Verletzungen auftreten, die gravierende Langzeitschäden zur Folge haben.
  • Sexuelle Gewalt:
    In diesem Kontext überschreitet der gewalttätige Partner die individuellen Grenzen und drängt die betroffene Person zu bestimmten sexuellen Handlungen, bis hin zur Vergewaltigung. Selbst anzügliche Blicke oder Äußerungen können Bestandteile sexueller Gewalt sein, die für Außenstehende nicht augenscheinlich sind.
  • Psychische Gewalt:
    Die erstgenannten Formen von Gewalt treten in der Regel im Zusammenhang mit psychischer Gewalt auf. Jedoch kann psychische Gewalt auch isoliert auftreten und ist diejenige Form von Gewalt, die am häufigsten außerhalb des häuslichen Umfelds stattfindet. Hierzu zählen Beleidigungen, Demütigungen, Einschüchterungen, das Verbreiten von Gerüchten, Ignorieren, Unterdrücken, Kontrollieren, Drohen, Erpressen oder das Untersagen von anderweitigen Kontakten. Das Hinterhältige daran liegt in der Tatsache, dass diese Form der Gewalt keine sichtbaren Spuren hinterlässt und daher von den Opfern oft zunächst nicht als solche erkannt wird. Im Rahmen psychischer Gewalt hat sich der Terminus des sogenannten „Gaslightings“ etabliert, welcher emotionale Manipulation und Verunsicherung umfasst.

 

Von der Liebe zur Gewalt: Meist ein schleichender Prozess

Ein Liebesverhältnis startet gewöhnlich mit intensiven Gefühlen der Zuneigung. Gewalt ist zu Beginn oft noch kein präsentes Thema, sondern vielmehr ein schleichender Prozess. Dies macht es für Betroffene besonders herausfordernd, die Anzeichen frühzeitig zu erkennen. In den ersten Phasen zeigt der gewalttätige Partner gelegentlich Aggressivität, Wutausbrüche oder Eifersucht. Nach dem ersten gewalttätigen Vorfall sind sowohl der Täter als auch der betroffene Partner oft schockiert über das Geschehene. Es erfolgt eine überzeugende Entschuldigung für das entsetzliche Verhalten, begleitet von Versprechen, dass es nicht wieder vorkommen wird. Doch im Verlauf der Zeit verkürzen sich die zeitlichen Abstände zwischen den Gewaltausbrüchen, und die Intensität der Gewalt nimmt stetig zu.

Grundlegend beruht Gewalt in Beziehungen auf einem Ungleichgewicht der Macht und der Abhängigkeit zwischen den Partnern. Schwierige Lebensumstände wie Suchterkrankungen, finanzielle Probleme oder Veränderungen durch Arbeitslosigkeit oder die Geburt eines Kindes können diese Dynamik zusätzlich verstärken.

Schwerwiegende Folgen

Die tiefgreifenden Beeinträchtigungen durch Gewalt in einer Partnerschaft erstrecken sich über ein breites Spektrum und können sowohl kurz- als auch langfristig auftreten. Sie manifestieren sich in unterschiedlichen Bereichen, sei es körperlich, psychisch, ökonomisch, sozial oder materiell:

  • Körperliche Schäden wie Knochenbrüche, innere Organschäden, Narben, Geschlechtskrankheiten und Unfruchtbarkeit
  • Psychosomatische Erkrankungen
  • Psychische Erkrankungen, darunter Angststörungen, Depressionen, Schlafstörungen und Essstörungen
  • Emotional belastende Zustände wie Panikattacken, Scham-und Schuldgefühle, geringes Selbstwertgefühl, Selbstverletzung, Drogenkonsum und Suizidversuche
  • Verlust des Arbeitsplatzes aufgrund häufigen Fehlens
  • Verlust des gesamten Besitzes aufgrund einer Flucht vor dem gewalttätigen Partner, Verzicht auf Unterhalts- und Schadensersatzzahlungen aus Angst vor weiterer Gewalt
  • Abbruch des sozialen Netzwerks aufgrund von Abschirmung oder der Angst, selbst Opfer zu werden

Gewalt in der Partnerschaft hat besonders gravierende Auswirkungen auf die Kinder. Als Zeugen von Gewaltakten sind sie häufig selbst betroffen und können traumatisiert werden. Dies führt nicht selten dazu, dass die Kinder destruktive Verhaltensmuster und Geschlechterrollen internalisieren. Zudem übernehmen sie oft eine Verantwortung für die Gewalt und werden bei Versuchen, einzugreifen, ebenfalls verletzt. Je nach Altersgruppe können traumatisierte Kinder verschiedene psychische und physische Folgen erleben, ähnlich wie der betroffene Partner. Bedauerlicherweise besteht zudem ein erhebliches Risiko, dass Kinder aus gewalttätigen Haushalten später selbst Opfer oder Täter in ihren eigenen Partnerschaften werden.

Warum Opfer bei ihren Peinigern bleiben

Von außen betrachtet mag es selbstverständlich erscheinen, eine solche Beziehung um jeden Preis zu beenden und sofort Schutz zu suchen. Doch für die Betroffenen ist dies oft nicht so einfach. Insbesondere bei langanhaltender Gewalt fehlt die Unterstützung durch ein nicht mehr vorhandenes soziales Umfeld, was dazu führt, dass die Betroffenen den Mut verlieren. Sie ziehen sich immer weiter zurück, entwickeln sogar Wahrnehmungsstörungen und verändern ihre Werte. Dies führt häufig dazu, dass von außen der Eindruck entsteht, die Betroffenen wollten nichts zur Verbesserung ihrer Situation beitragen. Tatsächlich jedoch passen sie sich lediglich dem Zustand an, der auch bei Personen in Geiselnahme zu beobachten ist: Sie passen sich ihrem Peiniger an, um zu überleben.

Ein weiterer entscheidender Punkt ist, dass Betroffene oft die Schuld auf sich nehmen und glauben, dass eine Veränderung ihrer eigenen Person und das Vermeiden von Provokationen gegenüber dem Partner die Situation verbessern würden. Ihr Selbstwertgefühl ist so gering, dass sie sich schämen, so schrecklich zu sein, und die Beziehung nicht verlassen, weil sie glauben, dass sonst niemand mit ihnen aushalten könnte. Die Angst vor der Reaktion des gewalttätigen Partners beim Verlassen spielt ebenfalls eine Rolle. Die Liste der Gründe, eine gewalttätige Beziehung nicht zu beenden, ist endlos lang. Einige weitere Gründe spielen häufig eine Rolle:

  • Das soziale Umfeld kennt nur den „Traumpartner“, und die betroffene Person wird nicht ernst genommen.
  • In der Gesellschaft können Traditionen, Religion und Familienideale Gründe für den Verbleib in einer solchen Beziehung sein.
  • Finanzielle Abhängigkeit oder ein gemeinsames Unternehmen können ebenfalls eine Rolle spielen.
  • Zwischen Morddrohungen und Liebesbekundungen: Die betroffene Person liebt den Täter und fürchtet den Schmerz einer Trennung.
  • Kinder können ein Grund sein, sich nicht zu trennen, da die Vorstellung besteht, dass sie ein Aufwachsen mit beiden Elternteilen benötigen und die Gewalt möglicherweise nicht mitbekommen.
  • Die Angst, die Kinder zu verlieren, da dem betroffenen Partner nachgesagt werden könnte, er sei psychisch instabil.
  • Die Furcht vor einer öffentlichen Outing, zum Beispiel in einer LGBTQ+ Beziehung.
  • Behinderung und die damit verbundene Abhängigkeit des betroffenen Partners.
  • Mangelndes Wissen über Hilfsangebote oder Auswege.

20 Warnsignale nach Kubany

Den richtigen Lebenspartner zu finden kann mitunter knifflig sein. Vielleicht haben Sie bereits wiederholt negative Erfahrungen mit Partnern gemacht, die gewalttätiges Verhalten zeigten, Sie erniedrigten oder einfach ihren eigenen Willen aufdrängten. Möglicherweise neigen Sie dazu, sich immer wieder für ähnliche Persönlichkeiten zu entscheiden, obwohl diese Ihnen eigentlich nicht guttun. Viele Menschen neigen dazu, negative Muster zu wiederholen, sei es aus Gewohnheit oder aufgrund der Vertrautheit damit.

Wenn es Ihnen wichtig ist, beim nächsten Mal einen neuen Weg einzuschlagen, könnte Ihnen die folgende Liste behilflich sein. Sie umfasst 20 Warnsignale, die darauf hinweisen können, dass es sich bei einem potenziellen Partner um eine potenzielle Gefahr handelt. Sollten Sie einige der genannten Punkte bejahen, wäre es ratsam, dies mit Ihrer Therapeutin oder einer Freundin zu besprechen und zu überlegen, ob von diesem Partner möglicherweise eine Gefahr für Sie ausgeht.

  • Nimmt mich sehr stark in Besitz
  • Ist sehr stark eifersüchtig
  • Mag meine Familie und meine Freunde gar nicht
  • Drängte mich intensiv in diese Beziehung hinein
  • Lügt oder scheint wichtige Dinge zu verheimlichen
  • Drängt mir seine Meinung auf und lässt nur seine Überzeugung gelten
  • Belächelt meine Meinungen und Überzeugungen herablassend und geringschätzig
  • Hat oft schlechte Laune
  • Ist oft körperlich aggressiv gegenüber anderen
  • Beleidigt andere
  • Beschuldigt andere für seine Probleme und Fehler
  • Zwingt mir beim Sex seinen Willen auf
  • Hat früher oder jetzt immer noch stark getrunken oder Drogen genommen
  • Hat den Ruf eines Weiberhelden
  • Ist sehr unzuverlässig
  • Behandelt mich schlechter, wenn ich mit ihm alleine bin, als in der Öffentlichkeit
  • Mischt sich in meine privaten Dinge ein, die ihn eigentlich gar nichts angehen
  • Ist kalt und grausam gegenüber Tieren und Kindern
  • Kann manchmal – vor allem in der Öffentlichkeit, sehr charmant und einnehmend sein.
  • Macht ungefragt unangemessene Geschenke oder Gefallen und gibt das Gefühl, in seiner Schuld zu stehen.

 

Akut-Hilfen und Auswege

Unter 08000/116 016 steht das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ rund um die Uhr zur Verfügung, inklusive Chat- und E-Mail Beratung auf https://www.hilfetelefon.de/.

Das Hilfetelefon „Gewalt an Männern“ ist von Montag bis Donnerstag von 08:00 bis 20:00 Uhr und freitags von 08:00 bis 15:00 Uhr unter 0800 123 9900 erreichbar. Chat- und E-Mail Beratung sind ebenfalls möglich auf https:// www.maennerhilfetelefon.de/.

Weisse Ring e.V bietet Telefonberatung täglich von 07:00 bis 22:00 Uhr unter 116 006 an, sowie Onlineberatung auf https://weisser-ring. de/haeuslichegewalt.

Für Frauen gibt es Schutzeinrichtungen, die unter https://www.frauenhauskoordinierung.de/hilfe-bei-gewalt/frauenhaus-und-fachberatungsstellensuche gefunden werden können.

Auch für Männer gibt es Schutzeinrichtungen, die unter https://www.maennergewaltschutz.de/beratungsangebote/maennerschutzeinrichtungen/ aufgelistet sind.

 

Im Falle akuter Gefahr sollte sofort die Polizei unter der 110 gerufen werden – akute Hilfe ist unerlässlich.

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