Wenn Körper und Geist einander verloren haben

Nach den grundsätzlichen Erläuterungen im ersten Teil unseres Blogs zum körpertherapeutischen Konzept der BetaGenese Klinik und den Beispielen im zweiten Teil zur primär physiologisch-mechanischen Interaktion von Körper und Geist stellen die Kollegen des körpertherapeutisch arbeitenden Teams der BetaGenese den umgekehrten Aspekt ihrer Arbeit vor. Denn aus chronischer psychischer Belastung – und erst recht aus Überlastung – können sich auch körperliche Beschwerden entwickeln.

Im täglichen Sprachgebrauch gibt es eine ganze Reihe Vokabeln, die sich auf den Körper beziehen. Jemand hat die Nase voll. Etwas geht unter die Haut oder auch an die Nieren. Auch in der Sprache nutzen Menschen die Beschreibung einer körperlichen Symptomatik, um einen geistigen oder emotionalen Zustand zu vermitteln. Und wer die Nase voll hat, knirscht eventuell auch mit den Zähnen. Wenn etwas an die Nieren geht, geht es mitunter auch auf den Rücken und manifestiert sich dort als Schmerz. „Dies sind sehr oft die Folgen einer chronischen Fehlregulation des jeweiligen emotionalen Spannungszustandes“, erklärt Jörg Junker, leitender Körpertherapeut der BetaGenese Klinik am Rhein. „Stress ist nicht immer schlecht und macht auch nicht jeden krank. Er ist bei den meisten Menschen sogar so etwas wie die Würze des Lebens. Zumindest nach der Auffassung von Hans Seyles, dem Entdecker des emotionalen Spannungs-Phänomens“, so Jörg Junker weiter.

Zu viel Stress schadet Körper und Geist

Nichts ist Gift und alles ist Gift – allein auf die Dosis kommt es an. Frei nach Paracelsus kann dieser Ausspruch auch auf den Stress bezogen werden. „Meistens haben wir mehr Einfluss auf die Dosierung unserer Lebenswürze Stress als wir nutzen. Und dieses Kontrollpotenzial und die möglichen Regulationsmöglichkeiten zeigen wir unseren Patienten auf unterschiedliche Weisen“, erklärt Marek Landsberg, ebenfalls Körpertherapeut, weiter. In Einzel- und Gruppensettings haben Patienten unter körpertherapeutischer Anleitung viele unterschiedliche Übungs- und Trainingschancen, sich wieder sich selbst und dem eigenen Körper anzunähern. Sie probieren Zusammenhänge und Bewegungen und lernen, sich darin bewusst zu entspannen.

Angewandte Achtsamkeit in der BetaGenese Klinik

Der Begriff und das Verständnis von Achtsamkeit orientieren sich in der BetaGenese Klinik an der Lehre des buddhistischen Mönchs und Gelehrten Nyanaponika Mahathera. Sie wird als „reines und unverfälschtes Beobachten“ des Augenblicks und der jeweils in diesem Augenblick gegenwärtigen inneren wie äußeren Erfahrung gelebt und gelehrt. Achtsamkeit spielt eine große Rolle dabei, wenn Patienten lernen, ihr Verhalten selbst zu beeinflussen. Wer lernt, sich selbst und seine Verhaltens- und Reaktionsmuster aus einer anderen möglichst vorurteilsfreien Perspektive zu betrachten, erlebt sich und den eigenen Körper mit einem neuen, wacheren Bewusstsein. „Wir zeigen den Patienten auch auf, wie sie das Erlebte und Gelernte reflektieren können, um daraus nachhaltig und langfristig Kraft zu schöpfen.“ Jörg Junker lässt sie hierbei beispielsweise über folgende Kernfragen nachdenken:

• Wie fühlt sich „Spannung“ an und wie „Entspannung“?
• Wann fühle ich mich so richtig gut aktiviert?
• Wie nehme ich mich im Augenblick war?
• Welchen Reizen bin ich ausgesetzt?
• Wie wirken sich diese in mir aus?
• Wann komme ich an meine Grenzen und darüber hinaus in eine Überforderung?
• Und wie komme ich aus dem Gefühl, am oder über dem Limit zu sein, wieder heraus?

Besonders der Ausweg aus einer Überlastungssituation ist für einige nicht aus eigener Kraft möglich. In der Körpertherapie lernen sie eine umfangreiche Palette an Methoden und „Werkzeugen“ kennen, sich selbst zu regulieren und auf gesunde, konstruktive Art und Weise ungesunden und potenziell krankmachenden Stress abzubauen.

Dabei kommen unter anderem Sport- und Bewegungstherapie, medizinische Trainingstherapie, Physiotherapie, Qigong, Tai-Chi sowie andere passive, manualtherapeutische Verfahren wie Osteopathie und insbesondere Craniosacral-Therapie zum Einsatz. Was letztendlich in welcher Situation das Hilfsreichste für den individuellen Patienten ist, lernt und entscheidet jeder für sich. „Wir Therapeuten begleiten unsere Patienten lediglich dabei, Parallelen zu ihrem Selbsterleben in unterschiedlichen Lebenssituationen zu entdecken, zu erkennen und zu erleben, sodass sie selbst Einfluss darauf nehmen können“, erklärt Marek Landsberg. Die Patienten in der BetaGenese lernen die Auswirkungen ihres Verhaltens in und auf sich selbst wahrzunehmen und entwickeln dadurch mehr Selbstkompetenz. Diese hilft ihnen dann, mit Stress im Alltag bewusster umzugehen und ihn mit den gelernten Methoden regulieren zu können.