Somatisierungsstörungen

Eine Somatisierungsstörung bezeichnet den beinahe idealtypischen Fall einer psychosomatischen Erkrankung: offensichtliche und häufige – oft chronische oder chronifizierte – körperliche Beschwerden mit hohem Leidensdruck, allerdings ohne einen konkreten schulmedizinischen Befund, verbunden mit einer jahrelangen Suche nach immer anderen Ärzten und Behandlungsansätzen ohne anhaltende Besserung. Einfach ausgedrückt: der Patient fühlt sich krank und der Arzt findet nichts. Daraus folgt eine regelrechte „Patienten-Karriere“, gerne auch durchsetzt mit Versuchen der Selbstmedikation. Die offizielle Lesart der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der von ihr konzipierten „Internationalen Klassifikation psychischer Störungen“ (aktuell: ICD-10) beschreibt die Problematik als „die wiederholte Darbietung körperlicher Symptome in Verbindung mit hartnäckigen Forderungen nach medizinischen Untersuchungen, und dies trotz wiederholter negativer Ergebnisse und Versicherungen der Ärzte, dass diese Krankheitszeichen „nicht körperlich begründbar sind“.

Ursachen von Somatisierungsstörungen

Oft sind die Ursachen von Somatisierungsstörungen auf psychische Konflikte, negativen Stress oder traumatische Ereignisse zurückzuführen. Charakteristisch für die Betroffenen ist die Ablehnung von psychischen Ursachen und ein damit verbundener, oft mehrfacher Ärztewechsel, zur alternativen Erklärung der Symptome.

Symptome von Somatisierungsstörungen

Aus der o.g. Beschreibung abgeleitet gibt es eigentlich nichts, was es nicht gibt. Als häufig genannte Symptome von Somatisierungsstörungen werden die Bereiche der Atmung und des Herz-Kreislauf-Systems (kardiovaskuläre Symptome), das Verdauungssystem (gastro-intestinale Symptome), urogenitale Symptome sowie Haut- oder Schmerzsymptomatiken aufgeführt. Immer wieder auch gekoppelt an andere psychische Störungen (vor allem depressive Episoden und Angstzustände).

Einige konkrete Symptome von Somatisierungsstörungen sind:

  • Atemlosigkeit ohne Anstrengung, Brustschmerz, Druck-/Engegefühl in der Brust
  • Bauchschmerz, Aufstoßen, Übelkeit (mit Würgen u/o Erbrechen), Durchfall, etc.
  • unangenehme Empfindungen im Genitalbereich, Dysurie, u.v.m.
  • Hautveränderungen, Kopf- u/o Gliederschmerzen, Jucken, Brennen, Pieken, Taubheit oder Kribbelgefühle
  • Ermüdung / Erschöpfung, Schwindel, Ohnmacht

Behandlung von Somatisierungsstörungen

Zu Beginn der Diagnose und Behandlung von Somatisierungsstörungen steht der Ausschluss einer organischen Ursache der genannten körperlichen Beschwerden sowie die Abklärung der aktuellen Affekte, (psych.) Konfliktsituationen, der zugrundeliegenden psychischen Struktur und Dynamik sowie eventueller biografischer Belastungen und kultureller Faktoren. Die besten Chancen auf eine Verbesserung der Lebenssituation und -qualität resultieren aus einem multimodalen Therapieansatz, d.h. der Komplexität der möglichen verursachenden Faktoren wird eine Vielfalt der Interventionsebenen und -arten gegenübergestellt.

Auf der Basis einer zentralen Therapeuten-Patienten-Beziehung wird ein tragfähiges Vertrauensverhältnis aufgebaut, an dem die verschiedenen anderen therapeutischen Maßnahmen anknüpfen. Insbesondere seien hier genannt die Psychoedukation bzgl. des Zusammenhangs körperlicher und seelischer Prozesse sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Körperwahrnehmungen i.S. eines Lesen- und Verstehenlernens der eigenen Körpersprache, um über das Verständnis der eigenen Körperreaktionen einen Zugang zu den eigenen Wünschen und Bedürfnissen bekommen. Dementsprechend umfasst unser Angebot neben der psychotherapeutischen Gesprächstherapie und eventuell notwendiger, sorgsam abgestimmter medikamentöser Behandlungsansätze auch verschiedene gruppentherapeutische Angebote (wiederum Gesprächstherapie, systemische Arbeit, Achtsamkeitsübungen, Entspannungsverfahren und weitere Kreativtherapien (Kunst, Musik, Körper- und Bewegung, Sport).