Blog über das Thema Depressionen im Alter mit einer älteren Frau, die nachdenklich und traurig aussieht.

Depressionen können auch im Alter noch auftreten

Psychische und psychosomatische Krankheiten sind keine Frage des Alters, sondern der individuellen Lebensgeschichte und der Symptomatik. Hierbei bedarf es einer genauen Abklärung der psychischen und somatischen Beschwerden, um die Diagnose richtig stellen zu können. Denn gerade bei älteren Patientinnen und Patienten äußert sich eine Depression in der Regel anders als bei jüngeren Menschen. Die sogenannte Altersdepression versteckt sich oft hinter vorrangig körperlichen Beschwerden – eine psychosomatische Herausforderung.

Bei Menschen ab 65 Jahren ist der regelmäßige Gang zum Arzt in vielen Fällen schon Routine. Alterstypische Beschwerden häufen sich und auch das Älterwerden an sich kann aufs Gemüt schlagen. Der Haus- oder Facharzt behandelt die Symptome nach bestem Wissen und schickt seine Patienten wieder nach Hause. Die im Hintergrund ablaufenden psychischen Vorgänge bleiben dabei häufig unbeachtet. „Bei einer Altersdepression sind es oft zuerst die körperlichen Symptome, zum Beispiel Erschöpfung oder diffuse Missempfindungen, die auftreten und unter medizinischer Perspektive behandelt werden. Die negative Verstimmung wird oft auf die Niedergeschlagenheit angesichts der häufigen Arztbesuche oder der schwindenden Gesundheit zurückgeführt,“ erklärt Dr. Christian Koch, Oberarzt der BetaGenese Klinik in Bonn. „Doch hierbei kann es sich auch um eine somatisierte oder larvierte Depression handeln. Dies beschreibt eine Depression, die sich sozusagen in den körperlichen Symptomen versteckt,“ fährt er fort.

Wie entsteht eine Altersdepression? Die Gründe sind vielfältig. Der Fakt des Älterwerdens an sich und die Veränderungen des eigenen Körpers können zu vermehrten depressiven Gedanken führen. Auch der Wechsel von einem produktiven Berufsleben in den Ruhestand ist eine Herausforderung, die emotional bewältigt werden muss. „Man muss sich neu finden, Einschränkungen annehmen lernen und das eigene Leben und den Selbstwert mit neuen Schwerpunkten und Inhalten füllen,“ so Dr. Christian Koch weiter. Gelingt dies nicht, kann der Schwermut überhandnehmen und sich in einer behandlungsbedürftigen Depression manifestieren.

Depression vs. Demenz – Ähnliche Symptome für zwei verschiedener Krankheiten

Depressionen und Demenz scheinen sich auf den ersten Blick zu ähneln. Ungefähr jeder fünfte Demenzpatient leidet zusätzlich an einer deutlichen depressiven Störung. Es muss im Vorfeld jedoch genau unterschieden werden, welche Primärerkrankung dahintersteckt, um die richtige Behandlung einleiten zu können. „Beide Patientengruppen weisen ähnliche Symptome auf. Vor allem Konzentrationsprobleme werden bei älteren Menschen sowohl bei einer Demenz als auch bei einer Depression beklagt,“ erklärt Dr. Christian Koch weiter. Um hier die korrekte Diagnose stellen zu können, ist genaues Hinhören und Nachfragen nötig. „Bei manifesten kognitiven Beschwerden zeigen sich etwa Probleme, Sätze zu formulieren oder sich auf einen bestimmten Gedanken zu konzentrieren. Eine Überforderung entsteht, die zu der Artikulation von Ahnungslosigkeit führt. Beim Demenzkranken ist der Grund hierfür eine hirnorganische Einschränkung,“ so Oberarzt Koch weiter. Zu solchen Einschränkungen können gefäßbedingte Minderdurchblutung oder auch eine beginnende Alzheimer-Demenz führen.

Doch es gibt klare Indizien, in denen die beiden Krankheiten sich unterscheiden. Wer unter einer Depression leidet, neigt sehr häufig dazu, seine Symptome und kognitiven Beeinträchtigungen ausführlich zu beschreiben und erlebt subjektiv erhebliche Einschränkungen. Das bedeutet, er hat depressionsbedingt die Wahrnehmung, keinen Zugriff auf seine kognitiven Fähigkeiten zu haben. Man spricht auch von einer depressiven Pseudodemenz. Demenzkranke hingegen leugnen ihre krankheitsbedingt erworbenen Defizite oder bemühen sich, sie zu bagatellisieren. „Ebenso sind Depressive für die Dauer der Krankheitsepisode dauerhaft negativ gestimmt, während die Stimmung eines reinen Demenzpatienten häufig kippt und beeinflussbar ist. Als Arzt ist es hier wichtig, genau hinzuhören und die Symptome auf beide Krankheitsbilder hin zu überprüfen. So lässt sich gut ermitteln, ob es sich um eine beginnende Demenz, eine Altersdepression oder eine Demenz mit Altersdepression handelt,“ schließt er.

In der BetaGenese Klinik in Bonn werden Patientinnen und Patienten ganzheitlich psychosomatisch versorgt. Alle körperlichen sowie psychischen Beschwerden fließen in die Diagnosestellung mit ein. So kann im interdisziplinären Austausch im Team und mit den Kollegen der angrenzenden Beta Klinik ein individuelles Behandlungskonzept erarbeitet werden.

Fotocredits: Aaron Andrew Ang on Unsplash