Es gibt das Gefühl, neben sich zu stehen. Etwas von außerhalb seiner selbst zu erleben. Diese außerkörperlichen Erfahrungen heißen in der Psychologie „Out-of-body-experiences“ und kommen häufig vor. Es gibt sie als dissoziative Alltagserfahrungen – etwa bei extremer Müdigkeit – und in ausgeprägter Form auch, wenn Menschen unter großem emotionalem Stress stehen, zum Beispiel in Form einer Nahtoderfahrung. Aber dieses ‚Außer-sich-seins‘ erleben auch Menschen, die an Epilepsie, Migräne oder auch einer Depersonalisations- beziehungsweise Derealisationsstörung leiden. Nicht immer ist es therapierungsbedürftig, wenn man einmal neben sich steht. In Kombination mit schweren körperlichen Beschwerden oder eben durch ein traumatisches Erlebnis, können sich diese außerkörperlichen Erfahrungen aber zu einem behandlungswürdigen Symptomkomplex ausbilden. In der BetaGenese Klinik in Bonn am Rhein werden die Wechselwirkungen zwischen Körper und Psyche und die jeweiligen Ursachen der Beschwerden genau untersucht und individuell betreut.
„In der BetaGenese Klinik arbeiten wir im wahrsten Sinne des Wortes ‚psychosomatisch‘. Denn unser interdisziplinär und multiprofessionell agierendes Team diagnostiziert und behandelt neben psychischen Beschwerden auch die körperlichen Symptomkomplexe, die eben das Soma betreffen“, erklärt Dr. Christian Koch, Facharzt für psychosomatische Medizin und Psychotherapie und Psychoanalytiker in der Privatklinik am Rhein. „Unter uns sind auch unter anderem eine Fachärztin für Allgemeinmedizin, wie auch für Psychiatrie und Psychotherapie, Frau Dr. Karin Wäsch. Darüber hinaus können wir bei körperlichen Erkrankungen wie Epilepsie oder Migräne die Expertise unserer neurologischen Fachkollegen in der Beta Klinik für unsere Patienten anbieten. Schließlich haben wir auch eine spezifisch trauma-orientierte Kompetenz in unserem Behandlungsteam, unter anderem vertreten durch Frau Carola Thüringer, Dipl. Musiktherapeutin und weitergebildet in Psychotraumatologie (DeGPT),“ erklärt Dr. Koch weiter. So können in der Behandlung von Patienten mit solchen dissoziativen Störungen, die sich durch ein Auseinanderdriften von Wahrnehmung und Körpererleben auszeichnen, medizinische und psychotherapeutische Gesichtspunkte sinnvoll integriert werden.
Dr. Christian Koch im Gespräch mit seinem Kollegen Carsten Albrecht.
Außerkörperlichen Erfahrungen sind ein gutes Beispiel dafür, wie Körper und Psyche sich gegenseitig bedingen. Es gibt psychodynamische Erklärungsmodelle, bei der eine Überforderung der seelischen Verarbeitung und das Aufeinandertreffen von innerpsychischen Konflikten und äußeren Belastungen eine Rolle spielen. Andere kognitiv orientierte Erklärungsmodelle in der Forschung fokussieren sich auf eine Fehlverarbeitung von Sinneseindrücken des Seh- und Tastsinnes im Gehirn. Forscher der Aix Marseille Université und dem Hôpital Européen in Marseille sind dieser Wahrnehmungsstörung nachgegangen und fanden in einer Studie heraus, dass es auch einen Zusammenhang zwischen dem Neben-sich-Stehen und dem Gleichgewichtssystem gibt. Patienten, die häufig unter Schwindel und Benommenheit litten hatten auch vermehrt „Out-of-body-experiences“.
„Ein spannender Aspekt der Studie war für uns psychotherapeutisch arbeitende Mediziner auch die Erkenntnis, dass außerkörperliche Erfahrungen vermehrt bei Patienten auftraten, die neben Schwindel und Gleichgewichtsstörungen auch an Angstgefühlen, Depressionen und Depersonalisation litten,“ resümiert Christian Koch weiter. Dieses Ergebnis lässt die Forscher vermuten, dass eine Mischung aus unzusammenhängenden Wahrnehmungsinformationen, psychisch belastenden Faktoren und neurologischen Symptomen zu den außerkörperlichen Erfahrungen führen kann. „Viele Patienten empfinden ebendiese als befremdlich; die psychotherapeutische Arbeit an äußeren Zusammenhängen und psychischer Sinngebung wirkt hier entlastend und heilsam. Gemeinsam mit den auch somatisch arbeiten Kolleginnen und der Fachkompetenz, auf die wir uns in unserer Nachbarklinik, der Beta Klinik, verlassen können, werden von uns die körperlichen und psychischen Facetten psychosomatischer Beschwerden behandelt,“ schließt Oberarzt Koch.
Mehr über die Wahrnehmungsstudie können Sie auf spektrum.de lesen.
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