Zwischen Achtsamkeit und Zwang
Was mit Chiasamen, Dinkelbrot und einem Foodblog beginnt, endet manchmal in Angst vor dem gemeinsamen Pizza-Abend mit Freund:innen. Wer heute über Ernährung spricht, spricht längst nicht mehr nur über Essen – sondern über Identität, Kontrolle und Moral. Willkommen in der Welt der Orthorexie.
Einer Störung, die sich gesund tarnt, aber krank machen kann. Einer ausbaldowerten Idee, die mehr zerstört als heilt.
In der BetaGenese Klinik begegnen wir diesem Phänomen mit offenen Augen – und einem feinen Gespür für das, was hinter der perfekten Fassade aus „Clean Eating“ steckt. Denn: Es geht nicht ums Gemüse. Es geht ums Gefühl.
BetaGenese Klinik für
psychosomatische Erkrankungen
Du hast Fragen zu dem Thema oder benötigst selber Hilfe?
Melde dich bei uns:
+49 228 / 90 90 75 – 500
BetaGenese Klinik für psychosomatische Erkrankungen
Sie sind auf der Suche nach einer spezialisierten Privatklinik für chronische Schmerzen?
Vereinbaren Sie einen Termin und lassen Sie sich beraten.
Sie erreichen uns unter
Was ist Orthorexie?
„Du bist, was du isst“ – kaum ein Satz beschreibt den Zeitgeist so gut wie dieser. Ernährung ist längst mehr als Energiezufuhr. Sie ist Selbstverwirklichung, Abgrenzung, Lebensstil. Vor allem bei jungen, gebildeten Menschen mit hohem Gesundheitsbewusstsein beobachten Fachleute ein auffälliges Phänomen: eine stille Essstörung, bei der nicht mehr zu viel oder zu wenig gegessen wird – sondern „falsch“.
Der Begriff Orthorexie nervosa (aus dem Griechischen: orthós = richtig, órexis = Appetit) wurde 1997 vom US-amerikanischen Arzt Steven Bratman geprägt. Er beschreibt damit eine zwanghafte Fixierung auf „gesundes“ Essen. Was dabei als gesund gilt, definieren Betroffene selbst – häufig nach äußerst restriktiven Regeln.
Orthorexie ist bislang keine offizielle Diagnose, aber in der Forschung und therapeutischen Praxis gut bekannt. Sie trägt Züge von Essstörungen und Zwangsstörungen – mit dem Unterschied, dass sie sich hinter gesellschaftlich akzeptierten Idealen wie Achtsamkeit, Reinheit und „Self Care“ versteckt.
Wann wird gesund krank?
Was mit einem guten Impuls beginnt – mehr Gemüse, weniger Zucker – kann sich schleichend in eine Abwärtsspirale verwandeln. Erst fliegt das Weißbrot raus, dann Gluten, später alle verarbeiteten Lebensmittel. Irgendwann bleibt nur noch eine kleine Liste „erlaubter“ Produkte übrig, die mit akribischer Sorgfalt eingekauft, vorbereitet und verzehrt werden dürfen.
Was nicht „clean“ ist, kommt nicht auf den Teller – und damit auch nicht mehr ins Leben. Denn wer sich selbst rigide Regeln auferlegt, vermeidet oft auch soziale Situationen, in denen er oder sie die Kontrolle über das Essen verlieren könnte.
Spontane Einladungen, Restaurantbesuche, gemeinsames Kochen: alles viel zu riskant.
Kontrolle statt Genuss
Das Problem an der Orthorexie: Sie tarnt sich als Tugend. Während andere Essstörungen oft mit Scham, Leidensdruck und Hilflosigkeit einhergehen, erleben orthorektische Menschen ihr Verhalten als richtig, diszipliniert, moralisch überlegen.
Essen wird nicht mehr genossen, sondern bewertet – in gut und böse, rein und schädlich.
Julia Huse, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie in der BetaGenese Klinik, bringt es auf den Punkt:
„Orthorexie ist wie ein Wolf im Schafspelz – sie tarnt sich als gesundes Essverhalten, dabei frisst sie langsam die Lebensfreude weg.“
Ein Satz, der deutlich macht, wie tiefgreifend die Störung sein kann – und wie schwer sie zu erkennen ist.
Hinzu kommt: Wer sich aus Überzeugung „gesund“ ernährt, erhält oft noch Anerkennung von außen. Die Gefahr, dass sich ein gestörtes Essverhalten festigt, ist dadurch besonders groß – und bleibt häufig lange unerkannt.
Wie äußert sich Orthorexie?
Orthorexie kann sich auf verschiedene Arten äußern. Hier sind einige häufige Anzeichen:
- Zwanghafte Beschäftigung mit Lebensmitteln: Betroffene verbringen viel Zeit damit, über Lebensmittel nachzudenken, Etiketten zu lesen und Mahlzeiten zu
- Strikte Ernährungsregeln: Sie entwickeln rigide Regeln darüber, welche Lebensmittel sie essen dürfen und welche nicht.
- Vermeidung bestimmter Lebensmittel: Sie vermeiden Lebensmittelgruppen wie Zucker, Fett, Gluten oder tierische Produkte.
- Angst vor „ungesunden“ Lebensmitteln: Sie haben Angst, krank zu werden, wenn sie „ungesunde“ Lebensmittel
- Soziale Isolation: Sie meiden soziale Ereignisse, bei denen es Essen gibt, das ihren Regeln nicht
- Nur eigene Mahlzeiten essen: Orthorektiker, die noch „draußen“ essen, verzehren ausschließlich ihre eigenen, mitgebrachten Mahlzeiten
- Körperliche Folgen: Mangelernährung, Gewichtsverlust, Verdauungsprobleme und andere gesundheitliche Probleme können auftreten.
Zwischen Selbstoptimierung und sozialer Isolation
Orthorexie tritt selten allein auf. Oft geht sie mit anderen Störungsbildern einher – etwa Ängsten, Zwangsstörungen oder Depressionen. Auch eine Vorgeschichte mit Magersucht oder Bulimie ist nicht selten. Der Wechsel von Kalorienzählen zu Zutatenkontrolle kann ein fließender sein.
Was alle Betroffenen eint: der hohe Anspruch an sich selbst. Wer perfekt sein will, muss auch „perfekt“ essen – rein, natürlich, nachhaltig. Das klingt harmlos, ist aber oft Ausdruck tieferer innerer Konflikte. Kontrolle über das Essen wird zur Strategie, um mit Unsicherheit, Selbstzweifeln oder Kontrollverlust umzugehen. Essen gibt Halt – aber der Halt wird zum Käfig.
Warum die Störung so schwer zu erkennen ist
Orthorexie ist noch nicht als eigenständige Diagnose in den gängigen Klassifikationssystemen (ICD, DSM) anerkannt. Das erschwert nicht nur die Behandlung, sondern auch die Sensibilisierung von Angehörigen und Fachpersonen.
Hinzu kommt: Orthorexie hat ein Imageproblem. Während Magersucht oder Bulimie klar als behandlungsbedürftig gelten, erscheint orthorektisches Verhalten oft als vorbildlich. Wer sich „clean“ ernährt, wird bewundert – nicht befragt.
Deshalb braucht es ein feines Gespür für das, was zwischen den Zeilen passiert. Für das, was nicht gesagt wird: die Angst vor dem „falschen“ Bissen. Die Scham nach einem Stück Geburtstagskuchen. Der Rückzug aus dem sozialen Leben, weil Essen plötzlich Angst macht.
Wie wir in der BetaGenese Klinik helfen
Orthorexie verlangt nach einem sensiblen, multidisziplinären Therapieansatz – und nach einem Ort, an dem Betroffene sich nicht rechtfertigen müssen, sondern verstanden fühlen.
In der BetaGenese Klinik arbeiten wir mit einem Team aus erfahrenen Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen, Ernährungsberater:innen und Sozialpädagog:innen. Wir helfen unseren Patient:innen, ihre Essmuster zu verstehen, starre Denkmuster zu hinterfragen und wieder eine gesunde, entspannte Beziehung zum Essen aufzubauen – ohne Schuldgefühle, aber mit Genuss.
Denn wahre Gesundheit beginnt nicht mit dem perfekten Frühstück – sondern mit einem Gefühl von Freiheit.
Ihre Vorteile in der BetaGenese Klinik: Privatklinik für interdisziplinäre Psychosomatik und Psychiatrie
➤ Medizinische Rundum-Versorgung unter einem Dach
➤ Exzellent ausgebildeten Fachärzten, Psychologen und Therapeuten
➤ Breites Spektrum psychosomatischer Beschwerden
➤ Moderne diagnostische Verfahren direkt vor Ort
➤ Ganzheitliche psychosomatische Behandlung in Kooperation mit der Beta Klinik
➤ Multimodales Behandlungskonzept, das untersch. Therapieansätze vereint
➤ Komfortables, attraktives Ambiente am Rheinufer
➤ Kurzfristige Terminvergabe
Ihre Gesundheit – Unsere Kompetenz.