Kunsttherapie in der BetaGenese Klinik: Das Innere nach außen malen

Sabine Fernkorn ist Bildende Künstlerin und freiberufliche Kunsttherapeutin. In der BetaGenese Klinik in Bonn zeigt sie den Patienten in der Kunsttherapie für jeden zugängliche Möglichkeiten auf, sich gestalterisch auszudrücken. Dabei steht nicht die ‚Kunst‘ im Vordergrund, sondern der gestalterische Prozess. Das, was er im Gestaltenden auslöst und zutage fördert. „Kunsttherapie kann ein wichtiger Begleiter auf dem Weg zur Genesung sein und ist in der BetaGenese in jedem Therapieplan enthalten“, erklärt die studierte Malerin. Die Kunst – also der eigene Ausdruck in Bild, Form und Text – ist eine unverstellte Sprache, die in jedem schlummert.

„In der Kunsttherapie machen wir uns gestalterische Methoden zunutze, um den Patienten zu ermöglichen, auf nicht-sprachliche, häufig auch spielerische Weise ihr Inneres zu erschließen. Sie können gestaltend ihre inneren Landschaften und Kraftquellen erkennen – und dadurch auch neue Kraft gewinnen. Wenn ich etwa den Mal-Impuls gebe ‚Helden meiner Kindheit‘, schöpfen viele Patientinnen aus ihren Bildern Stärke und Freude. Häufig kommen schöne Erinnerungen und Momente des Glücks zum Vorschein.“

Malen entspannt und kann Schmerzen vergessen lassen

Bei anderen gestalterischen Übungen nimmt Sabine Fernkorn gezielt das Krankheitsbild auf. „Bei Burn-out-Patienten hilft das malerische oder plastische Gestalten dabei, zunächst einmal zur Ruhe zu kommen. Es hat weder Zweck noch Ziel, der oder die Gestaltende kann innerlich ‚abschalten‘ und sich ganz unmittelbar im Hier und Jetzt einfinden. Anders als im Berufsalltag, gibt es in der Kunsttherapie kein Scheitern, kein ‚richtig‘ oder ‚falsch‘.

 

Sabine Fernkorn selbst schätzt an ihrer Arbeit in der BetaGenese Klinik besonders, Zeugin einzigartiger, lebendiger Prozesse sein zu dürfen. In jeder kunsttherapeutischen Einheit, ob in der Gruppe oder im Einzelsetting, erlebe sie die Geburt ausdrucksvoller Objekte. Auch der heilsame Aspekt des Gestaltens ist für sie ein wichtiger Aspekt.  „Schmerzpatienten vergessen ihre körperlichen Leiden mitunter.  Und viele Menschen kommen sich selbst im konzentrierten, kreativen Prozess des Schaffens näher“, erklärt sie weiter.  Allerdings kann sich die Energie der Prozesse zunächst auch auf andere Weise zeigen. „Der Ausdruck und das, was im Malenden passiert, kann so stark sein, dass sich im Rahmen der Therapie ein körperliches Symptom sogar zunächst verstärkt. Behutsam kann der Patient mithilfe dieser Erfahrung für die Wahrnehmung der psycho-somatischen Zusammenhänge sensibilisiert werden. Gelegentlich bringen Patienten dann auch Themen und Erfahrungen aus anderen therapeutischen Settings mit und bearbeiten sie weiter im Rahmen der Kunsttherapie“. Hier fügt sich die Kunsttherapie in den interdisziplinären Ansatz der Bonner Privatklinik ein.

Nach jeder Einheit besprechen die Patienten die eigenen Werke miteinander. Dies im Bewusstsein, dass es nicht um die Interpretation, sondern um die Wahrnehmung des Anderen geht. Es geht auch nicht um Schönheit, sondern um das Bild in seiner je eigenen Wirklichkeit, die auch dunkle Seiten aufweisen darf. Immer geht es in den Besprechungen auch um Gefühle und den frischen Blick auf das vom Gegenüber Geschaffene.  Sabine Fernkorn merkt hierzu an: „Ein leeres Blatt kann hierbei genauso viel sagen, wie ein bunter Garten. Dann sprechen wir eben darüber, was hier nicht gemalt wurde.“

Kunsttherapie schafft eine Gemeinsamkeit unter den Patienten, sie entdecken ihre inneren Schätze und Möglichkeiten – und wie sie diese mit eigenen Mitteln kreativ hervorrufen können. „Wenn mir jemand nach der Therapie erzählt, er würde sich bald einen Malkasten oder ein Set Buntstifte kaufen, habe ich schon etwas erreicht. Er oder sie nimmt die Kunst mit hinüber in sein oder ihr Leben nach dem Klinikaufenthalt, weil sie ihm etwas gibt. Weil sie eine innere Wende ausgelöst hat, “ resümiert die Therapeutin lächelnd.