Konzeptionell fühlen wir uns in unserem Verständnis von Persönlichkeitsentwicklung dem analytisch-tiefenpsychologischen Menschenbild verbunden. Wir stimmen damit überein, dass unbewusste Faktoren unser Fühlen, Denken und Handeln prägen, dass sie zu Konflikten führen können und unvermeidlich auch die Therapeuten-Klientenbeziehung individuell beeinflussen. In Anlehnung an vier bedeutsame Persönlichkeitstypen, wollen wir kurz verschiedene Arten des „sich-in-der-Welt-fühlen“ aufgreifen, die Fritz Riemann so anschaulich dargestellt hat:
Wie sich die Erde um sich selbst und gleichzeitig um die Sonne dreht, so sind auch wir dazu aufgefordert, sowohl ein eigenständiges autonomes Individuum zu werden, als auch dazu, uns in größere Zusammenhänge einzuordnen. Beides kann von Ängsten begleitet werden:
Viel „Eigendrehung“ und Autonomiestreben generiert die Angst vor Einsamkeit und Isolation, viel „Fremdbewegung“ und -bestimmung die Angst vor Selbstaufgabe und Abhängigkeit.
Ist meine Angst vor Einsamkeit und Isolation größer als alle anderen Ängste und ist es mir unabdingbar wichtig, akzeptiert zu werden und dazuzugehören, ist der Kern meiner Persönlichkeit eher „depressiv“.
Betone ich meine Eigenständigkeit und Unabhängigkeit und ist meine größte Angst, die vor Selbstaufgabe und Ich-Verlust, bin ich überwiegend „schizoid“ strukturiert.
Bleibe ich im eben gewählten Bild, zieht unser Planet mit seiner Schwerkraft alles zum Erdkern hin. Genauso strebt aber auch die Fliehkraft in Richtung unbekanntes Universum.
In diesem Spannungsfeld der Kräfte sind wir angehalten, nach Beständigkeit und Dauer zu streben, sowie nach Veränderung und Bewegung zu suchen.
Steht nun die Angst vor Wandel, Ungewissheit und Unsicherheit extrem im Vordergrund, werde ich schwerkraftgemäß überwiegend „zwanghaft“ fühlen und handeln.
Finde ich viel „Fliehkraft“ in mir vor und befürchte Einengung, Begrenzung und Unfreiheit, ist mein vorherrschender Daseins-Modus am ehesten „hysterisch“.